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Passagenzyklus

Angeregt von Walter Benjamins Passagen-Werk über die Pariser Einkaufspassagen der Zeitenwende am Ende des19. Jahrhunderts entstand der Passagen Zyklus, ein Bilderzyklus über Orte zwingender Präsenz. Dieser Bilderzyklus ist Ausdruck des Gefühls, wieder in einer Zeit des Wandels zu leben, in der sich Gesellschaftssysteme ändern. In dieser Zeit hat das Thema der Passage künstlerisch für mich eine besondere Bedeutung.
Manche dieser gemalten Passagen strahlen in ihrer mondänen Maßlosigkeit eine Kälte aus, die einen gleich weitereilen lässt, es gibt Passagen die einschüchternd Macht demonstrieren, andere laden zum Flanieren und Verweilen ein, wieder andere lassen einen in ihrer Brüchigkeit teilhaben an der Melancholie des Vergänglichen und dann gibt es noch Passagen, die dunkel und bedrohlich ein Gefühl von diffuser Angst verbreiten, sodass man sie nur betritt, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. All diese Passagen haben eine Gemeinsamkeit: sie sind Orte der Verwandlung.
Die Verheißung, die der Gang durch eine Passage verspricht, ob nun das Glück des Konsums in einer Einkaufspassage oder Sicherheit und Freiheit auf der Flucht über einen Gebirgspass, ist die Hoffnung auf ein besseres Leben. Was man dafür opfert, ist die Freiheit der Entscheidung, denn der Weg, den man gehen muss, wird von außen bestimmt.
Zum Wesen einer Passage gehören die Verengung des Weges auf ein gerichtetes Ziel, der Verlust des Überblickes und der Möglichkeit, sich für einen anderen Weg entscheiden zu können. Durch das Paradoxon, gleichzeitig Freiheit zu versprechen und einzuschränken, entfaltet jede Passage ihre Sogwirkung.
Walter Benjamins letzte Passage auf der Flucht vor den Nazis über die französisch - spanische Grenze zu seinem Sterbeort Portbou zeigt die Dramatik zwischen der Ausweglosigkeit eines vorgezeichneten Weges und der Hoffnung auf Freiheit, die dieser Weg verspricht, und er ist zugleich der tragische Schlussstrich seines Vermächtnisses, des Passagenwerkes.

Öl auf Leinwand, 6 zweiteilige Bilder 200 cm x 200 cm, 2012